Ein besonderer Themenschwerpunkt des Museums ist die Aufwertung der bedeutendsten Künstler aus dem Tessiner Gebiet. In diesem Rahmen präsentiert die Ausstellung Werke des Künstlerehepaars Ruth und Giancarlo Moro aus Cavigliano: Anlass ist der achtzigste Geburtstag beider Künstler und die fünfzig Jahre ihres Zusammenlebens und ihrer künstlerischen Auseinandersetzung. Bei aller Verschiedenheit der Stile und Ausführungsweisen zeigen die Werke eine starke Assonanz, deren Bindeglied in ihrem gemeinsamen Interesse für die orientalische, essenzielle, kosmische und holistische Formenwelt zu finden ist.

Beide Künstler absolvierten ihre Ausbildung im Rahmen der Avantgarde der sechziger Jahre im Umfeld der Kunstszene in Locarno jener Jahre. Unter dem starken Einfluss der so genannten "žMaler der Stille" verfeinerten Ruth und Giancarlo Moro ihre jeweils eigene Kunstsprache und gelangten beide zu einem minimalistischen, abstrakten und konkreten Synthetismus.

Giancarlo Moro widmet sich vollständig der Malerei im abstrakten Sinne und lotet das unendliche Potenzial der reinen Farbe aus, die sich eigenständig in Rastern und in einer absoluten, fast asketischen räumlichen Oberfläche strukturiert. Ruth Moro konzentriert sich dagegen auf die pflanzliche Welt, die sie "žbereinigt", um ihre unterschwelligen Maserungen zu enthüllen. So gelangt sie zur Destillation von klaren, strukturell essenziellen Formen, die eine Gewissenhaftigkeit und fein ziselierte Präzision beweisen und eine vernetzte Natur hervorrufen, in der die Konkretheit der natürlichen Welt mit der poetischen Dimension des malerischen Ausdrucks vereint wird.

Vor den Werken von Ruth und Giancarlo Moro bleibt man nur schwer unbeteiligt. Man spürt, dass sie aus einer langen, genauen, auf das Essenzielle gerichteten Recherche hervorgehen, in der handwerkliche Meisterschaft und künstlerischer Reiz durchgängig verschmelzen und ein tiefes Gefühl von Harmonie vermitteln, das uns zur Betrachtung und zur inneren Ruhe einlädt.