Museo Comunale d'Arte Moderna

16. März - 1. Juni 2014

Alfred und Gisela Andersch
Sie macht etwas im Raum, ich in der Zeit

"Prosa, Gedichte - meine Sprachwelt. Gleich nebenan entsteht eine Bild-Welt. Ich sehe zu, wie sie entsteht, seit fünfunddreissig Jahren. Die Bilder erscheinen auf den Wänden, verschwinden, erscheinen. Sie machen niemals den Versuch, mich einzuschliessen. Immer bleibt zwischen ihnen viel freier Raum. Sie gehen mir nicht auf die Nerven. Oft möchte ich sie festhalten, aber dann sind sie schon wieder fort. Sie sind nicht flüchtig, aber stets auf der Flucht."
Alfred Andersch, Einige Zeichnungen, 1977

Im Mittelpunkt der Ausstellung - kuratiert von Peter Erismann in Zusammenarbeit mit dem Museum Strauhof Zürich, wo die erste Etappe der Ausstellung stattgefunden hat - steht die außergewöhnliche Beziehung zwischen Alfred und Gisela Andersch, die sich in einer über dreissigjährigen Ehe entfaltete und verstärkte.

Alfred Andersch war Erzähler, Dichter, Essayist, Radiojournalist und Drehbuchautor im Namen der demokratischen Freiheit. Gisela, die autodidaktische Malerin hat es geschafft, rationalistische und puristische Anregungen des späteren Bauhaus im Vorkriegsdeutschland sowie Anstösse aus dem französischen Milieu von Abstraction-Création und aus dem holländischen De Stijl wahrzunehmen und weiterzuentwickeln.

Alfred Andersch hatte sich - nach langen Jahren, als Vermittler, u.a. als Gründungsmitglied der Gruppe 47 und als wichtiger und einflussreicher Vermittler bei Radio und Zeitschriften, u.a. für Arno Schmidt, Ingeborg Bachmann, Heinrich Böll - für die unsichere Existenz als freier Schriftsteller in Berzona, im Tessiner Onsernonetal, entschieden. Gisela arbeitete während des ganzen Lebens als freie Künstlerin im Bereich der abstrakten, analytischen und geometrischen Kunst, im Bewusstsein, dass es sich dabei um eine einstimmige und weitreichende Sprache handelt, die frei von jeglichem mimetischen Zwang und deshalb universell ist.

Ab 1958 lebten Alfred und Gisela Andersch in Berzona, um sie ihrer künstlerische Arbeit zu widmen und wo sie am lokalen kulturellen Leben teilnahmen. In Berzona setzten sie die gemeinsame Zusammenarbeit fort und bewahrten Kontakte zu internationalen Künstlern und Intellektuellen in Deutschland und Italien, sowie mit denen, die wie sie im Tessin wohnhaft geworden waren (u.a. Max Frisch).

Anlässlich des 100. Geburtstages von Alfred und Gisela Andersch versucht die Ausstellung darzustellen, wie sich die beiden auf ihren beruflichen Wegen unablässig begleiteten und unterstützten. Die Ausstellung, die ausdrücklich mit Bezug auf die Räumlichkeiten des Museums von Ascona geplant wurde, zeigt in den Sälen des ersten Stocks die Themen des gemeinsamen Lebens des Ehepaars, seine berufliche Zusammenarbeit und zum Schluss Anderschs literarische Tätigkeit. Im zweiten Stock wird die Wichtigkeit des Themas der Reise durch Fotografien, die in verschiedenen Ländern, von Skandinavien bis Sizilien, aufgenommen wurden, gezeigt. Zum Schluss und nur für die Ausstellung in Ascona werden eine gezielte Auswahl von sechs Werken von Gisela Andersch betitelt AXE ausgestellt. Der Ausstellungsrundgang wird vom Filminterview "Mann und Frau im Gehäuse" (1973) von Percy Adlon, das gänzlich in Berzona gedreht wurde, abgeschlossen.

Die Betrachtungen zum Ehepaar Alfred und Gisela Andersch werden in des Sälen der Sinopia in der Pinacoteca Casa Rusca von Locarno fortgesetzt. In Locarno sind in der Ausstellung Alfred Andersch - Sensazioni dal Ticino: fotografie e poesia / Eindrücke aus dem Tessin: Fotografien und Gedichte. Gisela Andersch - Forme, disegni e pitture / Formen, Zeichnungen und Gemälde (16. März - 1. Juni 2014) - kuratiert von Peter Erismann und Riccardo Carazzetti - Gedichte von Alfred Andersch und Fotografien, die er im Tessin während der Jahre 1950-60 aufgenommen hat, zu sehen, welche von Zeichnungen und Gemälden von Gisela Andersch ergänzt werden.

Das Museo Onsernonese in Loco präsentiert die Ausstellung Alfred Andersch. L'utopia della libertà / Die Utopie der Freiheit (6. April - 2. November 2014) - kuratiert von Maria Rosaria Regolati Duppenthaler und Mattia Mantovani. Dort wird die Figur des Schriftstellers in einem biografisch-literarischen Rundgang präsentiert, in dem die menschlichen und künstlerischen Seiten des Lebens von Alfred Andersch dargestellt werden, wobei insbesondere auf Berzona als Schaffens- und Rückzugsort Bezug genommen wird.

Vernissage

Samstag, den 15. März:
- um 17.00 Uhr, Museo Comunale d'Arte Moderna, Ascona
- um 18.00 Uhr, Pinacoteca comunale Casa Rusca, Locarno
Es folgt ein Aperitif

Plakat

Sitz

Museo Comunale d'Arte Moderna, Ascona

Fotografien

Veranstaltungen

Vortrag des Prof. Giuseppe Curonici
Einführung in das erzählerische Werk von Alfred Andersch

Donnerstag, den 15. Mai 2014, um 18.30 Uhr, Museo Comuale d'Arte Moderna, Ascona

Einleitung zur Figur des Schriftstellers Alfred Andersch, mit dem Professor Giuseppe Curonici.
Eintritt frei.